Ist Hildebrand noch tragbar?

Nach den lieben Nachbaren im Norden, haben auch wir unseren Präsidentenskandal. Zum Glück gehts nicht gleich um das Staatsoberhaupt, sondern nur um den Nationalbankpräsidenten. Wobei in diesen unsicheren Zeiten der Nationalbankpräsident zumeist wichtiger ist als der Staatspräsident.

Die Gemengenlage ist verworren. Die eine Seite behauptet, Hildebrand oder seine Familie hätten verbotene Devisengeschäfte getätigt. Die andere Seite erklärt alles sei korrekt verlaufen.

Wie immer legt die Weltwoche noch einen drauf und behauptet es sei alles noch viel schlimmer (apropos Transparenz: wem gehört die Weltwoche ganz genau und wie hat Roger Köppel den Übernahmepreis bezahlt?).

Jetzt können wie die Minuten zählen bis Hildebrand in Offensive geht (gehen muss) oder den Hut nimmt.

Ein paar wichtige Fragen sind bis jetzt nicht geklärt:

  • Welche Motivation trieb den Sarasin Mitarbeiter die Daten weiterzureichen und sich de facto straffbar zu machen sowie das Risiko einzugehen, seine Stelle zu verlieren?
  • Warum hat er sich ausgerechnet an einen ‘SVP nahen’ Anwalt gewandt und nicht an die Finma, die Polizei oder eine Bankenombudsstelle?
  • Warum hat Blocher vom ersten Meeting am 11. November bis nach dem 14. Dezember (Bundesratswahl – Ein Schelm wer böses denkt) gewartet, um Michèline Calmy-Rey zu informieren?
  • Wie konnten die Bankratsmitglieder und die aussenstehende Revisionsfirma innerhalb von nur wenigen Tagen alle Geschäfte prüfen, einen Bericht (pdf) schreiben, diesen vom Bundesrat verabschieden lassen und das alles in der Woche vor Weihnachten?
  • Warum legt die SNB ihre internen Reglemente wonach kein Fehlverhalten vorliegt nicht einfach offen? (Und Hildebrand seinen Kontoauszug gleich mit dazu. Der Schritt zum gläsernen ‘Vor-‘Bürger wäre damit getan.)
  • Ich teile mit meiner Ehefrau auch das Bankkonto und – unvorstellbar – sogar die Zugangsdaten (Wir sind ja verheiratet und ohne Ehevertrag lebend, dass heisst die Güter werden eh hälftig gesplittet laut Eherecht). Warum gewährt man dieses Recht nicht auch dem Nationalbankpräsidenten und seiner Ehefrau?
  • Was waren die wirklichen Beweggründe für die Transaktionen: Geschäftstätigkeit der Frau (dann sollte, der Geldverkehr über das Geschäft laufen), die privaten Hauskäufe (wie kolportiert), Spekulation (Das wäre gravierend und ein Rücktrittsgrund)?
  • Wem nützt es in dieser Situation um den Preis der Destabilisierung der Nationalbank ihren Präsidenten abzusägen?

Ich setze auf den Tagi und die NZZ, dass hier Klärung erfolgt.

Update: Seit dem Schreiben des Posts hats keine 120 Minuten gedauert bis die SNB reagiert hat und den PWC Bericht wie auch eine Erklärung von Hildebrand sowie die internen Reglemente veröffentlicht, bzw. angekündigt (pdf) hat. Wie einfach voraussehbar doch gewisse Dinge sind.

Update vom Update: Die Frage im Titel des Posts ist mit “Ja” zu beantworten. Begründung: Hildebrand hat sich korrekt verhalten und ist wohl das Opfer eines Kleingeistes (Sarasin Mitarbeiter) der wohl gar nicht wusste, dass Frau Hildebrand eine internationale Galerie betreibt und von einer von Rache getriebenen Person und ihrer Partei (Blocher / SVP) geworden.

Über dselz

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