Roger Köppel: Mit Schaum vorm Mund und nordkoreanischen Methoden

Schawinski vom 09.01.2012

Bei Schawinski im Interview zeigt Roger Köppel einen erschreckenden Mangel an Respekt und Selbstkritik und ein schier unglaubliches Mass an Uneinsichtigkeit.

Noch vor ein paar Monaten zog Köppel durch deutsche Fernsehstudios, um über den Kauf der Bankdaten-CDs herzuziehen. Er wollte deutsche Minister angezeigt sehen – sie würden bei der Einreise in die Schweiz festgenommen. Sein Argument: Aus kriminell erworbenen Daten dürfe kein Vorteil geschlagen werden.

Die ausgelösten Verfahren der deutschen Steuerbehörden zeigen ein erschreckendes Bild von dreister Steuerhinterziehung. Roger Köppel deckte mit seiner Argumentation kriminelles Verhalten von Schweizer Banken.

Heute greift er selber auf kriminell erworbene Bankdaten zurück, um Philipp Hildebrand von der SNB Spitze weg zu mobben. Zusätzlich bedient er sich der der Lüge und Verleumdung, um sein Ziel zu erreichen.

Von Schawinski direkt darauf angesprochen, meint Köppel knapp “Ich äussere mich nicht mehr zu den Quellen.” Und wiederholt gebetsmühlenartig seine Anschuldigungen einer “ungeheuerlichen” Tat Hildebrands.

So schnöde habe ich noch nie einen Journalisten über eigene Fehler hinweggehen sehen. Was andernorts die fristlose Entlassung des Journalisten nach sich gezogen hätte, ist ihm ein schnippisches Lächeln wert.

Pure Propaganda.

Genau so wie wir das die letzten Wochen bei der Inthronisation von Kim Jong Un erlebt haben*. Um das gewünschte Bild zu vermitteln wird alles in Kauf genommen: eine darbende Bevölkerung, Lug & Trug, gefälschte Bilder und Mord. Soweit sind wir in der Schweiz noch nicht. Rufmord ist die hiesige Währung.

Hildebrand ist ausgeschaltet. Das Duo Köppel / Blocher hat gezeigt, dass sie zum Erreichen ihrer Ziele auch Daten krimineller Herkunft und üble Verleumdungen einsetzen. Hildebrand wird nicht das letzte Opfer gewesen sein.

Die Brandstifter werden weiter wüten.

Es war ein rabenschwarzer Tag gestern für die Schweiz.

Zeit aufzustehen.

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* In diesen verkehrten (Rechts-)Staat passt auch, dass sein Überich, der alte verbitterte Mann aus Herrliberg, neulich in Nordkorea zu Besuch war. Er hat sich offensichtlich wohl gefühlt und begierig die dortigen Methoden der politischen Propaganda aufgenommen. Davon ein andermal mehr.

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Ruchloses Vorgehen von Blocher & Schergen

Heute ist Hildebrand zurückgetreten. Die Brandstifter haben gewonnen. Wir haben grundsätzliche Rechtswerte vergessen: Die Unschuldsvermutung zählt nicht mehr. Es reicht heute, dass jemand mit einer ruchlosen Hetz- und Mobbing Kampagne gegen einen integren und in einem Moment lang unaufmerksamen Präsidenten der Nationalbank vorgeht und ihn aus dem Amt vertreibt.

Die Euro-Spekulanten werden die Nationalbank testen und die Rechnung (fallende Eurokurse) werden wir alle bezahlen. Es ist komplett unverantwortlich von Seiten Blocher & seinen Schergen. Es ist Zeit aufzustehen und zu sagen genug ist genug.

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Wichtige und unwichtige Dinge

Was für eine komische Welt: In der Schweiz gibts grosses Tramtram um unseren Nationalbankpräsidenten, in Deutschland gibts grosses Tramtram um den Bundespräsidenten. In beiden Fällen geht es inhaltlich um wenig, sehr wenig. Kein Gesetz wurde gebrochen, niemand kam zu Schaden. Maximal kann man in beiden Fällen den Protagonisten mangelndes Fingerspitzengefühl  vorwerfen.

Im medialen Blitzlichtgewitter gehen jedoch die entscheidenden Themen unter: Jemand kürzlich etwas von der Eurokrise gehört, vom Konflikt am Golf, vom der Errichtung einer Diktatur in Ungarn, von der drückenden Jugendarbeitslosigkeit in weiten Teilen von Europa, von der Tatsache, dass in Deutschland heute Millionen im Prekariat leben, die Schweiz aufgrund der Wirtschaftssituation im Resten Europas mit dem Rücken an der Wand steht. Maximal redet man noch von der Freakshow der republikanischen Primaries in den USA.

Davon wird nicht mehr gesprochen. Stattdessen darf jeder mittun beim fröhlichen Tontaubenschiessen Präsidenten demontieren. Keine wirklich sinnvolle Tätigkeit und schon gar keine Nutzbringende.

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Ist Hildebrand noch tragbar?

Nach den lieben Nachbaren im Norden, haben auch wir unseren Präsidentenskandal. Zum Glück gehts nicht gleich um das Staatsoberhaupt, sondern nur um den Nationalbankpräsidenten. Wobei in diesen unsicheren Zeiten der Nationalbankpräsident zumeist wichtiger ist als der Staatspräsident.

Die Gemengenlage ist verworren. Die eine Seite behauptet, Hildebrand oder seine Familie hätten verbotene Devisengeschäfte getätigt. Die andere Seite erklärt alles sei korrekt verlaufen.

Wie immer legt die Weltwoche noch einen drauf und behauptet es sei alles noch viel schlimmer (apropos Transparenz: wem gehört die Weltwoche ganz genau und wie hat Roger Köppel den Übernahmepreis bezahlt?).

Jetzt können wie die Minuten zählen bis Hildebrand in Offensive geht (gehen muss) oder den Hut nimmt.

Ein paar wichtige Fragen sind bis jetzt nicht geklärt:

  • Welche Motivation trieb den Sarasin Mitarbeiter die Daten weiterzureichen und sich de facto straffbar zu machen sowie das Risiko einzugehen, seine Stelle zu verlieren?
  • Warum hat er sich ausgerechnet an einen ‘SVP nahen’ Anwalt gewandt und nicht an die Finma, die Polizei oder eine Bankenombudsstelle?
  • Warum hat Blocher vom ersten Meeting am 11. November bis nach dem 14. Dezember (Bundesratswahl – Ein Schelm wer böses denkt) gewartet, um Michèline Calmy-Rey zu informieren?
  • Wie konnten die Bankratsmitglieder und die aussenstehende Revisionsfirma innerhalb von nur wenigen Tagen alle Geschäfte prüfen, einen Bericht (pdf) schreiben, diesen vom Bundesrat verabschieden lassen und das alles in der Woche vor Weihnachten?
  • Warum legt die SNB ihre internen Reglemente wonach kein Fehlverhalten vorliegt nicht einfach offen? (Und Hildebrand seinen Kontoauszug gleich mit dazu. Der Schritt zum gläsernen ‘Vor-‘Bürger wäre damit getan.)
  • Ich teile mit meiner Ehefrau auch das Bankkonto und – unvorstellbar – sogar die Zugangsdaten (Wir sind ja verheiratet und ohne Ehevertrag lebend, dass heisst die Güter werden eh hälftig gesplittet laut Eherecht). Warum gewährt man dieses Recht nicht auch dem Nationalbankpräsidenten und seiner Ehefrau?
  • Was waren die wirklichen Beweggründe für die Transaktionen: Geschäftstätigkeit der Frau (dann sollte, der Geldverkehr über das Geschäft laufen), die privaten Hauskäufe (wie kolportiert), Spekulation (Das wäre gravierend und ein Rücktrittsgrund)?
  • Wem nützt es in dieser Situation um den Preis der Destabilisierung der Nationalbank ihren Präsidenten abzusägen?

Ich setze auf den Tagi und die NZZ, dass hier Klärung erfolgt.

Update: Seit dem Schreiben des Posts hats keine 120 Minuten gedauert bis die SNB reagiert hat und den PWC Bericht wie auch eine Erklärung von Hildebrand sowie die internen Reglemente veröffentlicht, bzw. angekündigt (pdf) hat. Wie einfach voraussehbar doch gewisse Dinge sind.

Update vom Update: Die Frage im Titel des Posts ist mit “Ja” zu beantworten. Begründung: Hildebrand hat sich korrekt verhalten und ist wohl das Opfer eines Kleingeistes (Sarasin Mitarbeiter) der wohl gar nicht wusste, dass Frau Hildebrand eine internationale Galerie betreibt und von einer von Rache getriebenen Person und ihrer Partei (Blocher / SVP) geworden.

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10 Thesen zur Zukunft von Zeitungen

Im Rahmen meiner Arbeit für Memonic beschäftige ich mich zur Zeit auch viel mit der Digitalisierungsthematik für Verlage. Hier (in Englisch) meine 10 Thesen zur Zukunft von Zeitungen.

Mehr in Englisch.

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Bundesratswahlen im Schlafwagenexpress

Nach dem sich die SVP es selber vergeigt hat, sind die heutigen Bundesratswahlen am besten mit einer gemütlichen Fahrt im Schlafwagen zu vergleichen. Alle sechs bisherigen werden wiedergewählt und im Schlussgang wird einer der beiden offiziellen SP Kandidaten gewählt, aller Voraussicht nach Alain Berset, weil er mit dem Ständerat eine fünfte Partei im Rücken hat.

Genau so ein warmes Lüftchen, das für etwas Rauschen am Schlafwagenfenster sorgt, aber genau so wirkungslos bleibt, ist der etwa geforderte Gang in die Opposition der SVP.

 

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Bruno Zuppiger wird nicht Bundesrat – Die aktuelle Verschwörungstheorie

Bruno Zuppiger ist leider Toast

Bruno Zuppiger, Bundesratskandidat der SVP, wird heute von der Weltwoche mit dem Vorwurf konfrontiert eine Erbschaft in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Erst unter Druck von rechtlichen Konsequenzen zahlte er aus.

Ist das Halali einmal eröffnet, geht’s munter weiter mit “neuen alten” Geschichten von Zickzack Zuppiger.

Erste Frage: war’s das schon war für Zuppiger? Antwort: Ja.

Zweite Frage: Warum lanciert die SVP nahe Zeitung Weltwoche diese Geschichte jetzt? Antwort: Unklar.

Hier eine mögliche Erklärung: Zuppiger wird von vielen in der SVP als zu wenig linientreu angesehen. Weswegen wird er auf Blocher’s Wunsch doch portiert? Die Ausgangslage nächsten Mittwoch ist einfach: FDP und SVP zusammen werden auf keinen Fall 4 Bundesratsmandate erhalten. Bleiben zwei Optionen wie schon dargelegt:

  • Variante 1 – 2 SVP Sitze – 1 FDP Sitz – 1 CVP Sitz – 1 BDP Sitz – 2 SP Sitze
  • Variante 2 – 1 SVP Sitz – 2 FDP Sitze – 1 CVP Sitz – 1 BDP Sitz – 2 SP Sitze

Der Parteileitung um Stratege ist mittlerweile aufgegangen, dass die einzige Möglichkeit zwei Sitze zu erhalten nur auf Kosten der FDP und insbesondere auf Kosten von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann funktionieren kann.

Die Übernahme des Wirtschaftsministeriums in diesen schwierigen Zeiten ist kein Stimmengewinner.

Was tun? Einen wie Zuppiger vorschicken, der bisher über die Parteigrenzen hinweg als wählbar galt. Ihn aber kurz vor der Wahl unmöglich machen. Nach der verpatzten Wahl laut auf die andern zeigen und ihnen vorwerfen, dass sie Konkordanz (Lesart SVP heisst das einfach zwei Sitze für die SVP, Rest egal) gebrochen haben. Weiterhin das Doppelspiel von Opposition und Regierungsverantwortung (Ueli der Knecht Maurer ist ja noch Bundesrat) spielen und hoffen in vier Jahren wieder mehr Stimmen zu machen und sich dann an den übrigen Parteien rächen zu können.

Und warum die Weltwoche als Publikationsorgan und insbesondere Engeler als Journalist für die Geschichte? Weil die Weltwoche für die reine Lehre eintritt und es enge Verknüpfungen zwischen der Partei und der Redaktion gibt.

Update: Weitere Möglichkeit. Der Skandal wurde von der FDP lanciert, um ihre zwei Sitze zu sichern.

 

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Helmut Schmidt zu Europa’s Zukunft

Helmut Schmidt hält am SPD Parteitag die Rede, die aktive Europapolitiker schon lange hätten halten sollen. Eindrückliche 70 Minuten!

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Drei Punkte für Europa

Die Krise währt und währt. Diese St.Nikolauswoche wird als Schicksalswoche für Europa bezeichnet. Am grossen Gipfel Ende Woche drängen alle auf “die Lösung”. Mit einer grossen Kraftanstrengung der Regierenden soll die Krise gebändigt werden. Fragt sich bloss, wie?

Es ist eine Illusion zu meinen, es gäbe “die Lösung”. Gäbe es eine einfache und schnelle Lösung, die Politiker hätten sie schon lange umgesetzt. Denn auch sie finden den Konferenzmarathon anstrengend und würden wohl auch lieber in ihren Kanzlerämtern sich um die Weihnachtsgeschenke für die Liebsten kümmern.

“Die Lösung” mit der EZB ist keine: Gelddrucken wird nur vermeintlich das Schuldenproblem lösen. Der Widerstand von Deutschland ist gut zu verstehen.

Was tun? Reinen Wein einschenken und drei Schritte einleiten:

1. Es gibt keine schnelle Lösung des Problems. Es gilt einen langfristigen Schuldenabbauplan auszuarbeiten. Dieser ist rasch umzusetzen, aber ohne dass sich die beteiligten Volkswirtschaften zu Tode sparen, wie das zur Zeit etwa in England und Griechenland passiert.

2. Die Europäische Union wird um Transfer- und Solidaritätsinstrumente ausgebaut. Ja, dass heisst, dass deutsche Steuerzahler die Schulden von Griechenland und Italien mitzahlen helfen. Nein, dass heisst nicht, dass die Bürger Griechenlands oder Italien 10 Jahre vor ihren deutschen Kollegen mit höheren Ansprüchen in die Pension gehen können. Ohne Transfer- und Solidaritätsleistungen zerbricht der Euroraum an seinem inneren Ungleichgewicht.

3. Die logische Konsequenz aus 2 heisst engere politische Union. Entweder wird eine engere Koordination unter (Teil-)Aufgabe staatlicher Souveränität und mit der Einführung von weiteren demokratischen Rechten auf Europaebene rasch in Erwägung gezogen und umgesetzt, oder wir kehren in ein Europa der unabhängigen (Klein-)Staaten ohne gemeinsame Währung und Wirtschaftspolitik zurück.

Welches ist der bessere Weg zu 3? Gar nicht einfach zu sagen. Wenn  die Geschichte Gradmesser spielt ist die Union dem Alleingang vorzuziehen.

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Guttenberg ist gescheitert – nicht nur vorerst

Der depromovierte Herr Guttenberg versucht sich zur Zeit gerade zu rehabilitieren – und vermasselt es gleich wieder.

Er hat getäuscht, ohne zu bereuen“, meint Frau Sonja Volkmann-Schluck, eine der Plagiatsopfer. Das alleine ist schlimm genug. Noch schlimmer ist aber sein kompletter Realitätsverlust: “Niemand lässt sich gern Betrüger nennen, wenn es kein Betrug ist.” Seine Begründung (Zitat Spiegel): Wenn er hätte täuschen wollen, hätte er es schlauer angestellt. Er sei mit dem Verfassen seiner Doktorarbeit einfach überfordert gewesen und habe irgendwann nicht mehr überblicken können, was von ihm und was aus anderen Quellen stamme. Seine Arbeit sei auf 80 Datenträgern verteilt gewesen, und er habe an vier Computern daran gearbeitet. Alles ein großes Durcheinander.

Nehmen wir an, dass sei tatsächlich so gewesen, d.h. er sei einfach überfordert gewesen und hätte ein grosses Durcheinander veranstaltet beim Verfassen seiner intellektuell einfachen Dissertation (eine sogenannte Collage-Diss). Wie handhabt er dann etwas viel komplexeres und intellektuell anspruchsvolleres wie ein Regierungsamt?

Kurz: Wenn er beim Einfachen versagt, ist er nicht geeignet für das Anspruchsvolle.

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